Donnerstag, 21. April 2016
Frühjahrsmantel und Rosenchic.
Mein gutes Stück darf sich „True Vintage“ schimpfen, der eine lange Reise bis zu mir in den Kleiderschrank hinter sich hat. Wenn er sprechen könnte, käme so manch Schandtat ans Tageslicht.
Im 19. Jahrhundert entstanden die ersten modernen Mäntel, in der sogenannten Blütezeit der englischen Schneiderkunst. Ich habe euch mal die verschiedenen Formen und Bezeichnungen von Mänteln herausgesucht.
1. Der Paletot: Ein klassischer, leicht taillierter Kamelhaar- oder Schurwollmantel in Beige, Dunkelblau oder Anthrazit. Der ideale Begleiter für alle Tage, ob zum Anzug oder casual gestylt.
2. Der Marinemantel: Dieser superkurze, zweireihige Mantel wird auch Peacoat oder Caban genannt. Zu ihm trägt man Grobstrickpullover und Jeans.
3. Der Carcoat: Länger als eine Jacke und kürzer als ein klassischer Mantel – ein Einreiher in A-Linienform. In den 20ern beliebt bei Cabriofahrten; heute fehlt er in abgewandelter Form in keiner Kollektion. Tadellos für den Slimline-Look.
4. Der Dufflecoat: Die britische Marine machte den späteren Künstlermantel mit den Knebelverschlüssen berühmt, der nach dem belgischen Städtchen Duffel benannt wurde. Am elegantesten sehen dazu Cordhose und Kaschmirrolli aus.
5. Der Chesterfield: Eine Mantelform, die seit dem 19. Jahrhundert immer wieder belebt wird. Der taillierte, knielange Mantel in grauem Fischgratmuster hat einen hohen Reverskragen und eine verdeckte Knopfleiste. Ein klassischer Businessmantel für den Gentleman von heute.
Ohne die Geschichten des Mantels, wäre es kein Mantel. Die mystische Erzählung versteckt im Innenfutter, bald so als würde er immer wieder einen blinden Passagier mit sich herumtragen. Dies verstehen jetzt wahrscheinlich nur bedingt alle, einige sind dafür zu jung – ohne dies abwertend zu meinen. Mäntel sind eher Mangelware und für viele altbacken, man versteckt zu viel. Aber ist nicht gerade dies das Geheimnis? Für mich hat der Mantel nie aufgehört, ein Zeichen zu sein.
Wahrscheinlich liegt es am Mantel selbst, an seiner epischen Größe und daran, dass man ihn gewissermaßen „heiraten“ sollte, immerhin meint er es ernst, er wird und will bleiben. Aus der Modewelt wegzudenken ist er tatsächlich nicht mehr, er dient nahezu als liebevolles Accessoire. Er ist derjenige, der uns am weitesten in die Einsamkeit und Kälte begleitet. Ohne einen Mantel, wären wir oft verloren oder schon erfroren, daran ändern selbst diese neumodischen High-Tech-Bergsteiger-Ausrüstungen nichts. Der Mantel ist Teil unserer Existenz und Geschichte.
Man sollte ihn sinnbildlich als alte würdige Person bezeichnen, die eine Geschichte zu erzählen hat, mit den Jahren etwas grau geworden ist, aber dennoch im Glanze seiner selbst erstrahlt.
Das Rosenkleid habe ich bei Orsay erstanden, da findet man ab und an gute Repro-Stücke. Mir gefällt der etwas aufwändigere Schnitt, gerade im Hüftbereich sitzt es etwas puffiger. Durch die aufgesetzten Spitzenapplikationen wirkt das Kleid sehr elegant – aber nicht zu festlich, um damit nicht auf Arbeit gehen zu können. Da ich dieses Kleid sehr klassisch finde, gefiel mir „Farbe“ dazu nicht, also habe ich Erdtöne gewählt, die so das Kleid optisch unterstützen. Durch den dadurch entstandenen Gesamteindruck und Farbwahl, ergab dies eine Einheit zum Mantel.
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