Montag, 13. März 2017

Rockabilly-Subkultur # 5: Rocker, Ton Up Boys & Cafe Racer

Bei den Rockern handelte es sich um eine jugendliche Bewegung, welche in Großbritannien begann, die vom Kleidungsstil her Marlon Brando aus dem Film „The Wild One“ nacheiferten, Motorrad fuhren, in kleinen Clubs organisiert waren und Rock’n’Roll hörten. Nach Ende der Nachkriegs-Zeit und damit steigenden Einkommen, war für viele Jugendliche der Traum von einem eigenen Motorrad plötzlich erfüllbar geworden. Das führte zu einem Höhepunkt der Motorrad-Industrie, hauptsächlich in England und somit dem Beginn der „Rocker-Zeit“.
Rocker ist die englische Bezeichnung einer in den 1960er Jahren entstandenen Jugend-Subkultur, die heute vor allem mit leidenschaftlichen Motorradfahrern in Verbindung gebracht wird. Die Subkultur „Rocker“ bezeichnet damit, trotz einiger Gemeinsamkeiten, eine andere Art von motorradbegeisterter Subkultur als der eingedeutschte Begriff. Mit der heutigen Vorstellung von Rockern, wie den Hells Angels, hatten sie nicht viel gemeinsam. Rocker bildeten in den 60er Jahren eher den konservativeren Gegenpol zu den Mods. Diese beiden Subkulturen entwickelten Differenzen, die sich in erster Linie um das Aussehen und Verhalten drehte – nicht, um die politische Einstellung beider Subkulturen.
„Die Rocker konnten das gelackte Aussehen und die androgyne Attitüde der Mods nicht ertragen, das erschien ihnen als unmännlich. Umgekehrt verachteten die Mods die Schnodderigkeit und Grobheit der konservativen Rocker.“
Kleidung: Rocker trugen charakteristische Kleidung wie Lederjacken und Jeans. Ihre Vorliebe galt hauptsächlich dem „freien“ Lebensgefühl. Viele Jugendliche entwickelten aus dem ursprünglichen Hobby, Motorrad zu fahren, einen ungebundenen und rebellischen Lebensstil jenseits der bürgerlichen Normen. Dies signalisierten sie durch ihre extravagante Kleidung, zerzaustem wildem Haar, enge (Leder-)Hosen, Stiefel über die man hohe weiße Socken stülpte und natürlich eine Lederjacke – ähnlich wie bei den Greasern.
Ungefähr im Jahr 1964 gelangten die Rocker erstmals zu einer landesweiten Berühmtheit. Durch immer wiederkehrenden Rivalitäten mit den Mods, besonders durch die Ereignisse bei der Bank Holidays in den Seebädern Clacton, Margate und Brighton. Dieser Konflikte zwischen den Subkulturen der Rocker und der Mods, wurde in dem Film „Quadrophenia“ toll beschrieben und so auf das zentrale Problem aufmerksam gemacht.
TON UP BOYS
Sind die eigentlichen Rocker aus den 50er Jahren. Dieser Name rührte von den Geschwindigkeiten jenseits der 160 km/h (100 mph), in der Umgangssprache „the Ton", mit der sie die Straßen unsicher machten. Ihre Motorräder, Cafe Racer, wurden gestrippt und im Stil der zeitgenössischen Rennmotorräder umgebaut: Stummellenker, kleine Schutzbleche, kleine Sitzhöcker, große (Alu-)Tanks und zurückverlegte Fußrasten. Sie trafen sich in den Vororten der Großstädte und in Kneipen wie dem Ace Café (London), Chelsea Bridge tea stall, Ace of Spades, Busy Bee und Johnsons.
CAFE RACER
Bei „Cafe Racer“ denken viele an ein gemütliches Plätzchen zum Hinsetzen und Verweilen, jedoch ist damit ein zur Rennmaschine umgebautes englisches Serienmotorrad der 1960er Jahre gemeint. Namensgebend war das Treffen der Rocker der 60er Jahre in den Cafés der Vororte von Großstädten, wie dem legendären Ace Cafe in London. Von hier aus machten die Rocker die Straßen der Umgebung unsicher, was für die damalige Jugend auch Rebellion gegen vorhandene Gesellschaftsnormen symbolisierte.
Diese Maschine wurde zum wichtigsten Szeneelement und nach allen Regeln der Kunst individuell verändert und umgebaut. Was am Ende der Umbaumaßnahmen herauskam, wurde dann als Cafe Racer bezeichnet. Tief geduckte Maschinen mit Stummellenkern und offenen Schalldämpfern wurden bis zu Geschwindigkeiten von über 100 mph (the ton), entsprechend 160 km/h, „frisiert“ und in Straßenrennen untereinander gemessen. Die klassische Strecke für das Rennen führte vom Ace Cafe zum nächsten Kreisverkehr und wieder zurück. Diese Distanz war nach Möglichkeit zurückzulegen, ehe eine zuvor in der Jukebox angewählte Single zu Ende abgespielt war (auch Record Race genannt).
Obwohl es heute noch Rocker, Racer und Rockabilles in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt, bleiben die Rocker in ihrer ursprünglichen Form, ein britisches Phänomen. Allerdings gibt es stilistische Nachahmer auf der ganzen Welt, vor allem in Japan, den USA und Australien. Solche Original-Rennen kann man sich auch heute noch anschauen, zwar in abgeschwächter Form, aber sehr authentisch gestaltet. Ein Besuch auf solchen Treffen lohnt sich definitiv.